Im Handwerk reicht technisches Können allein nicht mehr aus. Heute musst Du nicht nur Fachmann auf Deinem Gebiet sein, Du musst auch als Verkäufer überzeugen können. Denn wer nicht richtig verkauft, bekommt trotz Top-Qualität am Ende weniger Aufträge. In diesem Beitrag zeigen wir Dir, wie Du mit klarer Struktur, authentischem Auftreten und etwas Verkaufspsychologie mehr Kunden überzeugst, ganz ohne aufdringlich zu wirken.
Warum Verkaufskompetenz im Handwerk entscheidend ist
70 bis 80 Prozent aller Kaufentscheidungen werden bereits emotional getroffen, lange bevor der Kunde eine rationale Begründung dafür findet. Für Dich als Handwerker bedeutet das: Es zählt nicht nur, was Du sagst, sondern wie Du auftrittst und welches Gefühl Du beim Kunden hinterlässt.
Ein Verkaufsgespräch im Handwerk ist keine Verkaufsshow. Es geht um Vertrauen, schließlich lädt Dein Kunde Dich dann letzten Endes in sein Zuhause ein. Genau deshalb ist Deine Authentizität Dein größter Vorteil. Kunden erwarten keinen geschulten Verkäufer, sondern einen Handwerker, der ehrlich, sympathisch und kompetent auftritt. Du musst also kein Verkäufer sein, aber Du solltest wie ein guter Berater wirken.
Die 4 Phasen eines erfolgreichen Verkaufsgesprächs
Phase 1: Vorbereitung & Gesprächseröffnung
Eine gute Vorbereitung ist der halbe Auftrag. Informiere Dich vor dem Gespräch über Deinen Kunden, sein Projekt und seine möglichen Erwartungen. Bereite Dir außerdem einen klaren Gesprächsleitfaden vor, damit Du sicher durch alle Phasen kommst.
Starte dann freundlich mit Small Talk. So baust Du Vertrauen auf und senkst die Hemmschwelle. Viele Handwerker machen den Fehler, direkt zum Angebot zu springen. Dabei gilt: Erst die Beziehung, dann das Projekt.
Phase 2: Bedarfsanalyse – Zuhören statt Reden
Jetzt geht’s darum, den Kunden wirklich zu verstehen. Stelle offene Fragen wie:
- „Was ist Ihnen bei der Umsetzung besonders wichtig?“
- „Wie stellen Sie sich das Ergebnis vor?“
- „Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?“
Lass Deinen Kunden dabei in Ruhe erzählen und höre aktiv zu. Zeige, dass Du sein Anliegen ernst nimmst, und fasse seine Wünsche zusammen. Nur wenn Du weißt, was Dein Kunde will, kannst Du auch gezielt beraten.
Phase 3: Lösung präsentieren & Nutzen betonen
In dieser Phase präsentierst Du dem Kunden ein geeignetes Angebot – aber bitte nicht einfach nur „Produkt XY“. Zeige dem Kunden, welchen Nutzen er davon hat:
- Mehr Sicherheit?
- Mehr Komfort?
- Mehr Wertstabilität?
Nutze zudem die sogenannte FAB-Methode:
- Feature: Was genau bietest Du an?
- Advantage: Warum ist das besonders gut?
- Benefit: Was hat der Kunde konkret davon?
Und denk daran: Deine Fliese ist nicht einfach nur eine Fliese. Sie ist pflegeleicht, langlebig, schadstofffrei und sieht dazu noch gut aus.
Phase 4: Einwände behandeln & Abschluss machen
Kunden äußern oft ihre Einwände. Das ist völlig normal. Häufig geht es dabei um den Preis. Doch meist steckt dahinter eher Unsicherheit und nicht direkt Ablehnung. Zeig in solchen Fällen Verständnis und biete Lösungen an. Kläre noch offene Fragen und erleichtere ihm die Entscheidung.
Erkenne Kaufsignale wie häufiges Nicken, Nachfragen zu Terminen oder Budget. Wenn der Kunde zum Abschluss bereit ist: Mach den Abschluss!
Das AIDA-Prinzip im Handwerk anwenden
Das klassische AIDA-Modell (Attention-Interest-Desire-Action) funktioniert auch im Handwerk sehr gut. Angepasst auf die Handwerksbranche bedeutet das:
- Attention (Aufmerksamkeit): Dein professioneller erster Eindruck mit sauberer Arbeitskleidung, gepflegtem Firmenwagen, Pünktlichkeit und mitgebrachten Referenzen.
- Interest (Interesse): Durch gezielte offene Fragen ermittelst Du den tatsächlichen Bedarf des Kunden und demonstrierst dabei Deine Fachkompetenz.
- Desire (Verlangen): Du verkaufst nicht das Produkt, sondern den Nutzen für den Kunden – mehr Sicherheit, Komfort oder Werterhaltung.
- Action (Handlung): Du führst den Kunden zu einer klaren Entscheidung und vereinbarst konkrete nächste Schritte.
Die Macht der Körpersprache
Nicht nur Worte, sondern auch die Körpersprache im Verkauf ist wichtig. Einem Gesprächspartner offenbaren wir unsere Gefühle und unsere innere Haltung durch die Signale unserer Körpersprache wesentlich schneller als dadurch, was wir sagen.
Studien zeigen, dass bis zu 93 % der Kommunikation durch nonverbale Signale wie Körpersprache und Tonfall beeinflusst wird, während nur 7 % auf den Inhalt der gesprochenen Worte entfallen.
Positive Körpersprache im Verkaufsgespräch:
- Aufrechte, offene Körperhaltung signalisiert Selbstbewusstsein.
- Direkter Blickkontakt zeigt Interesse und Aufmerksamkeit.
- Authentisches Lächeln schafft Sympathie.
- Fester Händedruck vermittelt Kompetenz.
Vermeide negative Signale:
- Verschränkte Arme wirken abwehrend
- Abschweifender Blick signalisiert Desinteresse
- Nervöse Gesten verunsichern den Kunden
Einwände souverän meistern
Etwa 70 % aller Einwände gelten dem Preis. Aber was heißt schon "zu teuer"? Hat der Kunde wirklich kein Geld? Oder will er es nur nicht dafür ausgeben?
Typische Einwände im Handwerk:
- "Das ist zu teuer" → Wert statt Preis vermitteln
- "Die Konkurrenz ist günstiger" → Qualitätsunterschiede aufzeigen
- "Wir haben kein Budget" → Finanzierungsmöglichkeiten anbieten
- "Wir müssen uns das überlegen" → Bedenken konkretisieren
Bewährte Techniken
Die Feel-Felt-Found-Methode ist eine der effektivsten Techniken:
- Feel: "Ich verstehe, dass Sie sich dabei unsicher fühlen …"
- Felt: "Viele unserer Kunden hatten anfangs ähnliche Bedenken …"
- Found: "... aber sie haben festgestellt, dass sich die Investition gelohnt hat."
Die Ja-aber-Methode bestätigt zunächst den Einwand:
"Ja, ich verstehe, dass der Preis auf den ersten Blick hoch erscheinen kann, aber bedenken Sie die langfristigen Kosteneinsparungen ..."
Im Beratungsgespräch hat sich zudem der Dreier-Schritt bewährt:
- Der Aussage zustimmen: "Ja, Sie haben recht, das ist eine Investition"
- Die Meinung abmildern: "Zunächst erscheint der Preis hoch ..."
- Den Preis begründen: "Dafür erhalten Sie aber 20 Jahre Garantie und sparen langfristig Energiekosten"
Nachfassen – nicht vergessen!
Viele Angebote scheitern nicht am Preis, sondern daran, dass keiner mehr nachfragt. Dabei ist Nachfassen ein echter Auftragsbooster!
So machst Du’s richtig:
- 1. Nachfrage: ca. 1 Woche nach Angebotsabgabe
- 2. Nachfrage: nach 2–3 Wochen
- Maximal 3 Kontaktversuche
Beispiel für eine sympathische Nachfrage:
„Hallo Herr [Kunde], Sie haben von mir ein Angebot bekommen über [Projekt]. Wie wollen wir denn da gemeinsam weitermachen?“
Die 10 größten Fehler vermeiden
- Aufschieberitis unterstützen – Gib dem Kunden keine unnötige Bedenkzeit.
- Kaufdruck erzeugen – Kunden reagieren häufig allergisch auf Druck.
- Bedenken nicht ausräumen – Versuche unausgesprochene Bedenken herauszubekommen.
- Kunden beleidigen – Hüte Dich vor verletzenden Formulierungen.
- Kunden offen widersprechen – Auch bei falschen Aussagen diplomatisch bleiben.
- Unterschiede betonen – Gehe auf Gemeinsamkeiten ein.
- Abschlussbereitschaft übersehen – Achte auf Kaufsignale.
- Zu viel selbst reden – Lasse den Kunden sprechen.
- Eigenes Angebot nicht kennen – Fachliche Kompetenz ist unverzichtbar.
- Kunden mit Material erschlagen – Unterlagen haben nur Nebenrolle.
Digitale Unterstützung mit ToolTime: Verkauf einfach gemacht
Ein starkes Verkaufsgespräch braucht nicht nur Menschenkenntnis, sondern auch eine reibungslose Organisation. Mit ToolTime hast Du alle relevanten Infos zum Kunden, Angebot und Projekt auf einen Blick parat, und das digital, mobil und jederzeit abrufbar.
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Unser Fazit zum Thema Verkauf im Handwerk
Verkaufen gehört im Handwerk heute einfach dazu, und das ist keine schlechte Nachricht! Denn mit ein bisschen Übung, der richtigen Vorbereitung und einem offenen Ohr für den Kunden kannst Du Deine Abschlussquote deutlich steigern. Wer heute seine Verkaufskompetenz schärft, sichert sich den Erfolg von morgen. Denn selbst bei voller Auftragslage gilt: Die besten Kunden bleiben nur, wenn Du sie auch im Gespräch überzeugst.