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Junger Auszubildender in dunkler Arbeitskleidung steht selbstbewusst mit verschränkten Armen in einer modernen Werkstatt

Azubi-Recruiting im Handwerk: Umfassender Leitfaden für erfolgreiche Nachwuchsgewinnung

Sarah Rüdiger

Der Fachkräftemangel im deutschen Handwerk hat 2024/2025 einen kritischen Punkt erreicht. Mit über 226.000 offenen Stellen und einer Unbesetzungsquote von bis zu 35 % in manchen Gewerken stehen Handwerksbetriebe vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte (zeit.de). Diese umfassende Analyse zeigt konkrete, bewährte Strategien zur erfolgreichen Azubi-Gewinnung - spezifisch zugeschnitten auf jeden Handwerksbereich.

Die aktuelle Lage: Dramatischer Azubi-Mangel mit großen Unterschieden

Die Situation variiert erheblich zwischen den verschiedenen Handwerksbereichen. Besonders betroffen sind das Elektrohandwerk mit 18.300 unbesetzten Stellen und die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik mit 12.200 offenen Positionen. Andere Gewerke wie das Hausmeister-Handwerk sind bislang weniger stark betroffen.

Der demografische Wandel verschärft die Lage zusätzlich: 2025 wird mit nur noch 750.000 Schulabsolventen ein Tiefstand erreicht, während gleichzeitig 19.000 Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt bleiben (hwk-dresden.de).

Moderne Recruiting-Strategien: Von Social Media bis Schulkooperationen

Die folgende Grafik zeigt, welche Plattformen bei Azubis besonders beliebt sind.

Balkendiagramm zur Nutzung von Social-Media-Kanälen bei der Ausbildungsplatzsuche: Jugendliche bevorzugen Instagram, YouTube und TikTok; Unternehmen setzen vor allem auf Instagram, Facebook und LinkedIn.; Quelle: Arndt et al., 2024

Laut einer Studie aus 2024 (Arndt et al., 2024) nutzen 75,6 % der Unternehmen und 57,9 % der Jugendlichen Instagram zur Ausbildungsplatzsuche. Bei Jugendlichen sind auch YouTube (46,9 %), WhatsApp (38,3 %) und TikTok (30,4 %) besonders beliebt. Unternehmen hingegen setzen stark auf Facebook (71,3 %) und LinkedIn/Xing (41 %) - Kanäle, die bei jungen Menschen weniger Resonanz finden.

Erfolgreiche Social-Media-Strategien:

  • Reels auf Instagram mit authentischen Einblicken in den Arbeitsalltag
  • TikTok-Challenges, bei denen echte Azubis den Beruf vorstellen
  • YouTube-Formate wie „Ein Tag als Azubi“
  • Behind-the-Scenes-Clips statt polierter Werbung

Gewerke-spezifische Recruiting-Strategien

Sanitär, Heizung und Klima (SHK)

  • Zielgruppe: Technikaffine und umweltbewusste Jugendliche
  • Fokusthemen: Energiewende, Smart-Home-Technik, Umweltschutz
  • Formate: Instagram-Stories zur Wärmepumpen-Installation, TikToks über Smart-Home
  • Kooperationen mit Umweltschulen als Verstärker

Elektrohandwerk

  • Zielgruppe: MINT-interessierte Jugendliche, insbesondere Frauen
  • Fokusthemen: PV-Projekte, Ladeinfrastruktur, KI & IoT
  • Kommunikation: Girls’ Day, Weiterbildungsmöglichkeiten deutlich hervorheben

Tischlerei / Schreinerei

  • Zielgruppe: Kreative, vor allem Abiturientinnen
  • Fokusthemen: Design, Innenarchitektur, CNC-Technik, Nachhaltigkeit
  • Praxis: Schulprojekte, Kreativ-Workshops, Social Media mit echtem Designbezug

Dachdeckerhandwerk

  • Zielgruppe: Sportliche, teamorientierte Jugendliche
  • Fokusthemen: Photovoltaik, Höhenarbeit, Kameradschaft
  • Öffentlichkeitsarbeit: Mut zur Höhe als Abenteuer inszenieren

Maler und Lackierer

  • Herausforderung: Hohe Abbrecherquote (40 %)
  • Lösungen: Onboarding-Programme, Mentoring, gestalterische Aufgaben stärker hervorheben

Metallbauer / KFZ-Technik

  • Zielgruppe: Technikbegeisterte, präzise Jugendliche
  • Inhalte: Industrie 4.0, Schweißkurse, CNC-Technik
  • Cross-Marketing: KFZ-Bezug nutzen

Boden- und Fliesenleger

  • Zielgruppe: Detailverliebte, geduldige Personen
  • Themen: Design-Trends, Wellnessbäder, millimetergenaue Arbeit
  • Argumente: Überdurchschnittliche Vergütung im 1. Lehrjahr

Gebäudereiniger

  • Herausforderung: Imageproblem
  • Strategien: Hightech-Betonte Kommunikation, Karrierewege aufzeigen
  • Praxisbeispiel: Piepenbrock hebt moderne Verfahren & Hygiene-Expertise hervor

Hoch-, Tief- und Trockenbau

  • Herausforderung: 60 % Nachwuchsmangel
  • Argumente: Große Infrastrukturprojekte, digitale Maschinen, geregelte Strukturen

Garten- und Landschaftsbau

  • Zielgruppe: Naturverbundene, kreative Schulabgänger
  • Themen: Stadtklima, Klimaanpassung, abwechslungsreiche Gestaltung

Fensterbauer

  • Themen: Energieeffizienz, Einbruchschutz, Smart-Home
  • Zielgruppe: Technikbegeisterte, Sicherheitsbewusste

Hausmeisterdienste

  • Vorteil: Vielseitigkeit und geregelte Arbeitszeiten
  • Zielgruppe: Kommunikative Allrounder

Kleine Budgets, große Wirkung

Welche Azubi-Recruiting-Maßnahmen lohnen sich wirklich?

Balkendiagramm zeigt den Vergleich von vier Azubi-Recruiting-Maßnahmen hinsichtlich Bewerberqualität, Reichweite und Betreuungsaufwand (Skala 1 bis 5)

Auch mit unter 500 €/Monat lassen sich wirkungsvolle Maßnahmen umsetzen – besonders dort, wo die Bewerberqualität hoch, aber der Betreuungsaufwand gering ist:

  • Mitarbeiter-Empfehlungen (50–200 €): Sehr hohe Bewerberqualität bei geringem Aufwand, ideal für kleinere Betriebe mit engagierten Teams.
  • Praktika (150–600 €): Hohe Qualität durch Praxisbezug, aber erhöhter Betreuungsaufwand. Lohnend bei langfristiger Bindung.
  • Schulkooperationen (200–800 €): Gute Bewerberqualität, lokal effektiv, aber organisatorisch anspruchsvoll.
  • Social-Media Kampagnen (bis 2.000 €/Monat: Reichweiten bis 50.000 Personen über Instagram, YouTube oder TikTok möglich. Die Bewerberqualität ist mittel – Streuverluste sind einzuplanen, aber der Effekt auf Bekanntheit und Sichtbarkeit ist hoch.

Bei durchschnittlichen Ausbildungskosten von rund 15.000 € pro Azubi kann bereits eine einzelne erfolgreiche Einstellung wirtschaftlich sehr attraktiv sein – besonders bei Maßnahmen mit hoher Bewerberqualität wie Praktika oder Mitarbeiter-Empfehlungen.

Während Social Media mit großer Reichweite punktet, zeigt sich in der Praxis: Nicht Masse, sondern Passung entscheidet über den ROI.

Mitarbeiter motivieren: So klappt die Azubi-Empfehlung aus dem eigenen Team

Mitarbeiter-Empfehlungen sind oft die authentischste Form der Azubi-Gewinnung. Damit das funktioniert, braucht es etwas mehr als eine Prämie:

  • Transparente Kommunikation: Zeige klar, was Du suchst und warum Azubis für das Team wichtig sind.
  • Sinnvolle Prämienmodelle: Sachprämien, freie Tage oder eine kleine Prämie nach bestandener Probezeit - wichtig ist Fairness und Wertschätzung.
  • Einbindung ins Onboarding: Mitarbeitende, die Azubis empfehlen, können auch als Mentor*innen agieren - das stärkt das Teamgefühl.
  • Feedback geben: Wer jemanden vermittelt hat, sollte über den Bewerbungsverlauf informiert werden. Das motiviert und zeigt, dass die Empfehlung ernst genommen wird.

Anerkennung sichtbar machen: Ob im Teammeeting, durch eine persönliche Dankeskarte oder im internen Newsletter - öffentliches Lob wirkt.

Was erwartet die Generation Z?

  • Sicherheit trotz Wandel: Viele Jobs werden durch Automatisierung und KI verändert oder ersetzt - das Handwerk jedoch bleibt gefragt. Die Arbeit vor Ort, mit den Händen und am Menschen ist auch in Zukunft kaum digital ersetzbar. Diese Resilienz gegenüber KI ist ein starker Pluspunkt für eine langfristige Berufsperspektive, gerade für junge Menschen, die in einer unsicheren Welt Wert auf Stabilität legen.
  • Schnelligkeit: Bewerbungsprozesse unter 14 Tagen
  • Digitale Kommunikation: E-Mail statt Papier
  • Sinnhaftigkeit: Beitrag zu Gesellschaft & Klimaschutz
  • Mobile Optimierung: Bewerbung via Smartphone
Moderne Technologien im Betrieb: Ein Tool wie ToolTime zeigt, dass der Betrieb digital aufgestellt ist und mit der Zeit geht - ein echter Pluspunkt für digital affine Jugendliche.
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Der 90-Tage-Plan zur Umsetzung

Phase 1 (Tage 1-30) - Status quo erfassen - Zielgruppen-Persona definieren - Karriereseite mobilfreundlich gestalten - Instagram/TikTok starten (ideal zur Steigerung der Reichweite)

Phase 2 (Tage 31-60) - Content produzieren (Azubi-Videos, Reels) - Lokale Schulen kontaktieren - Mitarbeiter aktivieren - Erste gezielte Social Ads schalten

Phase 3 (Tage 61-90) - Kennzahlen tracken (Cost-per-Hire, Time-to-Fill) - Kanäle nachjustieren - Recruiting für nächste 12 Monate planen

KPIs zur Erfolgsmessung

  • Cost-per-Hire: 1.500-3.000 €
  • Time-to-Fill: 30-45 Tage
  • Conversion: 15-25 %
  • Retention-Rate: > 80 %

Erfolgreiche Vermittlungsagenturen für Handwerks-Azubis (nach Region)

Neben eigenen Recruiting-Aktivitäten lohnt sich auch die Zusammenarbeit mit spezialisierten Programmen und Partnern. Diese bringen Ausbildungsbetriebe und interessierte Jugendliche effizient zusammen – regional und praxisnah:

Berlin & Brandenburg:

„JOBSTARTER plus“ Programme über das bbw Bildungswerk der Wirtschaft, unterstützt durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Bayern:

„AusbildungsOffensive-Bayern“ – eine Initiative der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (bayme vbm) zur gezielten Nachwuchsgewinnung.

Nordrhein-Westfalen:

„Passgenaue Besetzung“ der Handwerkskammer Düsseldorf, ein kostenloses Vermittlungsangebot für Betriebe und Jugendliche.

Sachsen:

Vielfältige Maßnahmen wie Berufemärkte und Azubi-Coachings über die IHK Dresden, teils in Zusammenarbeit mit der HWK.

Hamburg & Umgebung:

„matchpoint“ Ausbildungsportal im Landkreis Harburg, betrieben in Kooperation mit Kammern und Arbeitsagentur. In Hamburg selbst organisiert die HWK regelmäßig Azubi-Tage und Beratungen.

Rheinland-Pfalz & Saarland:

Die Plattform handwerk.de bietet über die HWK Trier digitale Tools wie den Ausbildungsatlas und Lehrstellenradar – mit regionalem Beratungsservice, aber ohne dedizierte Vermittlungsagentur.

Baden-Württemberg:

Die HWK Region Stuttgart betreibt eine eigene Lehrstellenbörse, in der Ausbildungsplätze und Praktika über Kooperationsplattformen wie Aubi+ veröffentlicht werden.

Diese Agenturen bieten oft:

  • Vorqualifizierte Bewerber*innen 
  • Unterstützung bei Bewerbung & Onboarding
  • Hilfe bei interkulturellen Herausforderungen (z. B. bei Azubis mit Migrationshintergrund)

Fazit

Gewerke-spezifisches, digitales Recruiting kombiniert mit persönlichen Kontakten funktioniert am besten. Wer die Sprache der Gen Z spricht, echte Einblicke bietet und moderne Technik glaubhaft kommuniziert, hat die besten Karten.

ToolTime hilft Dir dabei, administrative Prozesse zu vereinfachen - vom ersten Azubi-Kontakt bis zur Teamplanung. Und nicht nur das: Es zeigt auch Deinen zukünftigen Azubis, dass Dein Betrieb digital aufgestellt und zukunftsfähig ist - ein echtes Plus im Wettbewerb um junge Talente.

FAQs

Warum ist Azubi Recruiting im Handwerk so wichtig?

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Weil viele Berufe im Handwerk mit einem starken Nachwuchsmangel zu kämpfen haben. Im Jahr 2025 bleiben voraussichtlich rund 19.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Lage spitzt sich weiter zu.

Welche Kanäle eignen sich am besten für die Gewinnung von Auszubildenden?

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Maßnahmen mit hoher Bewerberqualität sind besonders effektiv. Dazu zählen vor allem Mitarbeiter-Empfehlungen und Praktika, da sie eine direkte Einschätzung der Kandidat:innen ermöglichen. Social-Media-Kampagnen erzielen hohe Reichweiten, sind aber eher als ergänzende Maßnahme zur Steigerung der Sichtbarkeit geeignet.

Welche Rolle spielt ToolTime beim Recruiting von Azubis?

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ToolTime macht sichtbar, dass Dein Betrieb digital arbeitet. Das spricht junge Menschen an, die moderne und zeitgemäße Arbeitsmittel erwarten.

Warum ist das Handwerk weniger von Künstlicher Intelligenz bedroht?

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Viele Tätigkeiten im Handwerk erfordern echtes Handanlegen, persönliche Präsenz und den direkten Austausch mit Kunden. Diese Merkmale lassen sich kaum durch KI ersetzen und sorgen für eine hohe Jobsicherheit.

Wie kann ich mein Team dazu motivieren, Auszubildende zu empfehlen?

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Mit fairen Prämien, ehrlichem persönlichen Feedback und öffentlichem Lob. Das funktioniert gut in Teamrunden oder im internen Newsletter.

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